Donnerstag, 31. Juli 2025

Ökumenischer Pfingstgottesdienst 2025 - Windthorstplatz Meppen

Vorerst schließen will ich diese Reihe mit der Predigt, die ich beim ökumenischen Pfingstgottesdienst 2025 auf dem Windthorstplatz in Meppen gehalten habe. Seit ca. 20 Jahren gestalten alle christlichen Kirchengemeinden Meppens am Pfingstmontag einen gemeinsamen Gottesdienst. Das Vorbereitungsteam hatte den Gottesdienst unter den Titel "Aufbrauch" gestellt. 

Aufbruch ...

Aufbruch - in vier Gemeinden gibt es Veränderungen bei den Pfarrstellen - Günter Bültel geht nach Papenburg, Franz Bernhard Lanvermeyer kommt nach Meppen. Pater Benny geht nach Rhauderfehn, Pater Johny bleibt. Gert Veldmann hat als pensionierter Pastor die reformierte Kirchengemeinde 3 Jahre betreut, jetzt werden Gespräche über eine Neubesetzung geführt. Ich selbst gehe zum September in den Ruhestand. Die Kollegen aus den Nachbargemeinden übernehmen erst einmal den pfarramtlichen Dienst. Das wird der Aufbruch hier in Meppen sein. 

Alle Kirchen stehen vor gravierenden Veränderungen

Dann schoss mir durch den Kopf, dass unsere Kirchen insgesamt vor gravierenden Veränderungen stehen. Dass ihr in der katholischen Kirche mit Papst Leo sehr schnell ein neues Oberhaupt bekommen habt, darf nicht unerwähnt bleiben. Interessant dürfte es für die Katholiken in Deutschland auch sein, wie es mit dem "Synodalen Weg" weitergeht. Als Stichworte werden genannt: „Macht und Gewaltenteilung“ - „Leben in gelingenden Beziehungent“ - „Priesterliche Existenz heute“ - „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“. 

Diese Themen sprechen mich als evangelischen Pastor natürlich an. Jedoch, was ihr diskutiert, haben wir in der evangelischen Kirche vielfach schon umgesetzt, aber auch die evangelischen Kirchen stehen vor immensen Problemen. 

Mit den Feiern zum Reformationsjubiläum 2017 hatten wir die volle Aufmerksamkeit der Medien und auch Zuspruch von den Menschen. Danach ist die evangelische Kirche - zumindest die lutherische - implodiert. Sie war nicht in der Lage, auch nur noch einen der reformatorischen Höhepunkte, die es auch nach dem Thesenanschlag von 1517 zu Hauf gab - die evangelische Kirche war nicht in der Lage, auch nur einen dieser Höhepunkte angemessen zu würdigen. Und auch keines der bisher gestarteten Zukunftsprogramme hat die Abwärtsspirale verlangsamen, geschweige denn aufhalten können. Das Ganze geht natürlich an den kleineren Kirchen wie der Baptistischen und der Neuapostolischen nicht spurlos vorüber. Das fällt mir zum Stichwort “Aufbruch” im Blick auf unsere Kirchen ein. 

Pfingsten und Aufbruch

Was sagt eigentlich die Botschaft des Pfingstfestes zum Aufbruch? In der Pfingstpredigt des Petrus können wir es lesen: “Ihr Männer von Israel,... ihr habt Jesus von Nazareth … durch die Hand der Ungerechten ans Kreuz geschlagen und umgebracht. 24 Den hat Gott auferweckt …, des sind wir Zeugen. … ”

... den hat Gott auferweckt ...

Petrus setzt beim Zentrum des christlichen Glaubens an: Jesus Christus, auferstanden von den Toten. Und das ist keine fixe Idee, das ist die Realität, die die Jünger erlebt haben: “Des sind wir Zeugen!”

An dieser grundlegenden Botschaft führt auch heute für unsere Kirchen und Gemeinden kein Aufbruch vorbei. Hier liegt das Fundament all unserer Bemühungen, unserer Pläne und Zukunftsszenarien. Mit der Auferweckung seines Sohnes hat Gott dem Tod die Macht genommen. All das, was wir jetzt als bedrohliches Chaos und Defizit erleben - Krieg, wirtschaftliche und politische Konflikte, schwindende Finanzen und Ressourcen gerade in den Kirchen und was Ihnen sonst noch einfällt - all das muss nicht das letzte Wort behalten. Gott hat Jesus vom Tode auferweckt zum Leben, des sind wir Zeugen!

Was sollen wir tun?

In der Apostelgeschichte heißt es: “Als sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? …” Die Antwort des Petrus ist so kurz wie prägnant: “Tut Buße, lasst euch taufen zur Vergebung eurer Sünden, so empfangt ihr die Gabe des Heiligen Geistes.” Das ist doch genau die Botschaft, die wir eben auch im Evangelium gehört haben: “Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen ...” 

Heiliger Geist - Sünde - Vergebung

Damit sind drei Stichworte genannt, die - so mein Empfinden - in unserer Kirchen heute kaum noch eine Rolle spielen: Es geht um den Heiligen Geist und um die Sünde und um die Vergebung. Beginnen wir mit der Sünde.

Sünde

Im biblischen Kontext bezieht sich "Sünde" nicht primär auf einzelne moralische Verfehlungen im Sinne einer Straftat oder der Verfehlung eines einzelnen - so haben wir es leider in unsern Kirchen über Jahrzehnte und Jahrhunderte interpretiert bzw. auch propagiert. So wie ich Sünde verstehe, ist dies ein tiefer liegender Zustand oder eine Haltung, die den Menschen von Gott und von seiner eigentlichen Bestimmung trennt. Die Bibel beschreibt dies im mythischen Bild des Sündenfalls. “Ihr werdet sein wie Gott!”

Im Kern ist Sünde der Bruch der Beziehung zu Gott. Der hatte dem Menschen das ganze Paradies gegeben - bis auf die beiden Bäume im Garten! Esst nicht davon! Alles andere dürft ihr gebrauchen. Aber das ist Adam und Eva nicht genug. Sie hören auf die Einflüsterung der Schlange, des Versuchers: Ihr könnt sein wie Gott, ihr könnt alles haben! Sünde ist somit der Ausdruck einer Weigerung, sich auf die Liebe Gottes einzulassen und diese Liebe in die Welt zu tragen. Es ist die Entscheidung für das Ich - auch das kollektive Ich, für den Egoismus - statt für das Wir.

Heiliger Geist

Das zu erkennen, ist der erste Schritt. Dazu brauchen wir aber den Heiligen Geist - das ist der zweite Punkt, den wir wieder neu in den Blick nehmen müssen. Menschlich gesehen machen wir es wie Adam, als Gott ihn zur Rede stellt: "Warum hast du das getan?” Die Antwort schlägt dem Fass den Boden aus: “Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß.” Hätte Gott uns doch … Nein: “Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, das war sehr gut!” Es ist mit uns Menschen wie bei Kindern, die bei Eltern und Erwachsenen die Grenzen austesten. Wir testen Gott gegenüber unsere Grenzen aus. Es ist die Neigung, der Verführung Raum zu geben - wir können selbst Gott sein. Kinder werden irgendwann erwachsen. 

Vergebung

“Denen ihr die Sünden erlasst …” sagt Jesus, "Lasst euch taufen zur Vergebung der Sünden …” so sagt es Petrus. Vergebung - das ist der dritte Punkt - Vergebung ist … das Angebot Gottes, die durch Sünde entstandene Trennung zu überwinden und eine neue, heilvolle Gemeinschaft zu ermöglichen. Es geht nicht darum, dass Gott etwas "durchgehen lässt", sondern dass er aktiv auf den Menschen zugeht, um die Wunden der Sünde zu heilen. Paulus: So bitten wir nun an Christi statt - lasst euch versöhnen mit Gott! Nehmt das Geschenk der Vergebung an. 

Vergebung ist der Grundstein für einen Neuanfang - auch im menschlichen Miteinander. Vergebung ermöglicht es dem Menschen, sich von vergangenen Fehlern zu lösen und einen neuen Weg einzuschlagen, einen Weg, der von Liebe, Gerechtigkeit und Frieden geprägt ist. Vergebung ist ein transformativer Prozess, der das Herz und den Geist erneuert und den Menschen befähigt, in Übereinstimmung mit Gottes Willen zu leben.

Rückkehr zu den Wurzeln

Das ist in Kürze zusammengefasst die Botschaft unseres christlichen Glaubens: “Tut Buße, lasst euch taufen zur Vergebung eurer Sünden, empfangt die Gabe des Heiligen Geistes.” Wenn unsere Kirchen wieder zu diesem Kern der christlichen Botschaft zurückkehren, wenn wir diese Botschaft glaubhaft verkünden und leben, als begnadigte Sünder, wenn wir diese Botschaft leben in Liebe zu Gott und den Menschen, wenn wir dem Geist Gottes die Kraft der Veränderung zutrauen, dann können unsere Kirchen vielleicht aufbrechen. 

Aufbruch

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen - wünschen wir, die wir die Pfarrstellen wechseln oder in den Ruhestand gehen und auch die, die bleiben - wir wünschen Ihnen einen gesegneten pfingstlichen Aufbruch, einen Aufbruch, der von Gottes Geist begleitet und geführt wird, gegründet auf dem Fundament Jesus Christus.

Auch wenn sich kirchliche Strategen noch so viele und schöne und schillernde Zukunftsprogramme ausdenken, Paulus hat recht, wenn er sagt: Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, Jesus Christus, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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