Donnerstag, 31. Juli 2025

Ecclesia evangelica, quo vadis? Gedanken zur Auswertung der 6. KMU

zuerst erschienen in der Sprachrohrausgabe 236 (März bis Mai 2025)

Ecclesia evangelica, quo vadis?
Evangelische Kirche, wohin gehst du?

Ursprünglich hatte ich einen Artikel zur 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung  (KMU) “Wie hältst Du’s mit der Kirche?” (1) schreiben wollen. Aber dieses Unternehmen erwies sich dann doch als zu komplex. Deshalb stelle ich hier drei Texte zusammen, die alle einen Aspekt der Untersuchung beleuchten. Bei dem ersten Text handelt es sich um einen Kommentar, den ich zu einem Artikel im Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt verfasst habe: “Muss sich alles ändern?” von Eckehard Möller. Der zweite Artikel ist das leicht überarbeitete Grußwort, das ich zum 70. Kirchweihjubiläum der Bethlehemkirchengemeinde vortrug. Im dritten Artikel beziehe ich mich auf einen Aufsatz zum  Thema “Theologie”, den ich jetzt aktuell gefunden habe. 

Du Ecki, ich trete aus der Kirche aus - Teil 1

"Du, Ecki, was ich Dir noch sagen wollte: Ich trete übrigens nächsten Monat aus der Kirche aus. Nimm es auf keinen Fall persönlich! Aber warum soll ich für eine Institution zahlen, die ich ja doch kaum nutze." - Diese Zeilen konnte man letztens in einem Aufsatz von Eckehard Möller im Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt (Ausgabe 12/2024 [2]) lesen. 

Nun folgt mein Kommentar. 

4 Kirchen - 5 Pfarrpersonen - 1 Gottesdienst am Sonntag

In einem westfälischen Verbund mehrerer bisher selbstständiger Kirchengemeinden gibt es 5 Pfarrpersonen und 4 Kirchen. Weil ein weiterer Pfarrbezirk hinzukommt, wird sonntags jeweils nur ein Gottesdienst angeboten, sodass in einer Kirche ein Gottesdienst im Monat stattfindet. Nachdem die EKD 2019 den Sinn und die Durchführung des Sonntagsgottesdienstes ergebnisoffen diskutieren wollte, nahm der Hannoversche Landesbischof 2023 das Thema wieder auf. Als Ergebnis der neuesten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung geben die Autoren die Parole aus, Kirche solle sich auf Aktivitäten im Bereich sozialen und solidarischen Handelns konzentrieren, weil Religion nicht mehr gefragt sei (vgl. dazu den hervorragenden Artikel von Isolde Karle, Religion am Ende?, Pfarrerblatt 11/2024 [3]). 

Kirche vor Ort - marginalisiert und kaputtgespart?

Mitarbeitende vor Ort haben permanent das Gefühl, dass die Kirchengemeinden marginalisiert und kaputtgespart werden. Zu Recht weist "Ecki" darauf hin, dass Gemeindeglieder sich bisher mit ihrer Kirchengemeinde verbunden wussten, wenn sie "ihre oder auch nur irgendeine Pfarrperson persönlich kannten". Die Frage in der aktuellen KMU "Hatten Sie in den letzten zwölf Monaten Kontakt zu kirchlichen Einrichtungen?“ bejahen immerhin noch 46% der Befragten evangelischer Konfession. 

Kirche vor Ort - DAS Kontaktfeld!

Als Ort der Begegnung erreichen nur die eigene Kirchengemeinde (38%) und Kirchengebäude oder Orte der Stille (19%) zweistellige Prozentwerte. Alle anderen Optionen - Seelsorge in einer Klinik oder einem Seniorenheim (3%); kirchliche Bildungseinrichtung (4%); Einrichtung der Caritas oder Diakonie (8%); kirchlicher Kindergarten (7%) - sind weit abgeschlagen. (4)

Auch bei der Frage nach der Kontaktperson erzielen die Mitarbeitenden vor Ort hohe Werte: Pfarrperson (42%), Sekretär/in (25%), Kirchenmusiker/in (22%). Die Begegnung mit Mitarbeitenden "in der Jugend-, Familien-, Senioren- oder Sozialarbeit" (31%) lässt sich nicht differenzieren, weil verschiedene Arbeitsfelder zusammengefasst wurden. (5)

Konsequenzen

Wenn Kirchenleitungen nicht endlich begreifen, dass die Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche und damit zusammenhängend die Entrichtung der Kirchensteuer auf der Verbundenheit mit der Ortsgemeinde fußt, wenn Pastorinnen und Pastoren, Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher, Pfarrvertretungen und Pfarrvereine nicht vehement auf diesen Umstand hinweisen, wenn das Pfarrerblatt nicht konsequent die Linie verfolgt, die Arbeit vor Ort in den Vordergrund zu stellen, dann muss es "Ecki" - und auch wir anderen - irgendwann doch persönlich nehmen, wenn Menschen mit Kirche nichts mehr anfangen können und austreten.

Theologie

Ach ja, das darf nicht vergessen werden: Die evangelische Kirche sollte sich endlich wieder mit der Theologie beschäftigen und das verständlich und zeitgemäß in die Öffentlichkeit bringen. Das ist dann aber ein neues Thema. (vgl. den dritten Aufsatz).

Anmerkungen

(1) https://kmu.ekd.de/ Fragebogen der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung 

https://kmu.ekd.de/fileadmin/user_upload/kirchenmitgliedschaftsuntersuchung/PDF/Anhang_Fragebogen_der_6._KMU.pdf

Tabellen-Anhang mit Grundauszählungen

https://kmu.ekd.de/fileadmin/user_upload/kirchenmitgliedschaftsuntersuchung/PDF/Anhang_Tabellen_Grundauszählungen_der_6._KMU.pdf

(2) Eckehard Möller, Muss sich alles ändern?? Notwendige Wandlungen in bewegten Zeiten - zu finden über https://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt - Archiv - Suche nach dem Autor

(3) Isolde Karle, Religion am Ende? Praktisch-theologische Anmerkungen zur sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung - zu finden über https://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt - Archiv - Suche nach der Autorin

(4) Frage 111. Kirchliche Einrichtungen, zu denen in den letzten 12 Monaten Kontakte bestanden

(5) Frage 98. Bekanntheit der örtlichen Pfarrperson (Evangelische Kirchenmitglieder)

Grüße zum 70. Geburtstag - Teil 2

Das Grußwort als Sprecher der Ökumenischen Pfarrkonferenz zum 70. Kirchweihjubiläum der Bethlehem-Kirche (leicht überarbeitet)

Das Fundament

“Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Christus Jesus!” (1. Kor 3,11) Das ist das Fundament, auf dem 70 Jahre lang hier in der Bethlehemkirche Gottesdienst gefeiert wurde. Es ist eine große Verbundenheit der lutherischen Bewohner Esterfelds mit ihrer Kirchengemeinde zu spüren. Das schlägt sich auch im Gottesdienstbesuch nieder. 

Fast als Bestätigung schreibt Isolde Karle (1), eine scharfsinnige und manchmal auch scharfzüngige Professorin für Praktische Theologie an der Bochumer Universität, in ihrem Aufsatz "Religion am Ende?”: “Nach wie vor realisiert sich für etwa zwei Drittel der Kirchenmitglieder die Verbundenheit zur Kirche über die lokale Gemeinde. Alle anderen Organisationseinheiten der Kirche folgen mit großem Abstand. … Die Bedeutung lokaler Strukturen sollte die Kirche deshalb auch in Zeiten von Fusionen und Einsparungen nicht geringschätzen.”

Das deckt sich mit den Ergebnissen früherer Umfragen, die deutlich machen, dass die Austrittswilligkeit deutlich sinkt, wenn die Ortsgemeinden und das Personal nur ansatzweise bekannt sind (vgl. dazu meinen Kommentar zum Artikel von Eckhard Möller). Leider wurde diese Erkenntnis in der Vergangenheit bei allen Zukunftsplanungen konsequent ignoriert.

Soziales versus religiöses Handeln

Damit verlassen wir für einen Moment die Gemeinde-Ebene und schauen auf die Entwicklung der Kirche insgesamt. So sehen diejenigen, die die 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung auswerten, die Zukunft der Kirche vornehmlich “im Bereich sozialen und solidarischen Handelns”. „Eine Steigerung ihrer Attraktivität kann die Kirche in der aktuellen Lage nicht über rein religiöse Aktivitäten gewinnen. ‚Heiliges‘ wird nicht erwartet, die Nachfrage nach Religion ist gering. Ein religiöser Fokus kann zudem zu einer Distanzierung der Mehrheit der säkularen und distanzierten Kirchenmitglieder führen, weil sie an solche Ausdrucksformen schwer anschließen können.” (2)

Wie haben die Autoren der Studie ermittelt, dass Religion die Menschen nicht mehr anspricht? Dazu diente u.a. diese Frage: „Glauben Sie, dass sich Gott in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat?“ (3) Hinter dieser Frage verbirgt sich eine theologische Richtigkeit, die aber in den Glaubensempfindungen der Gemeindeglieder, wie ich sie erlebe, nur noch sehr bedingt vorkommt. Noch steiler wird es bei Fragen in der Rubrik “Religiöse Wirksamkeitserfahrungen”; - ein Beispiel: „Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass dunkle Mächte auf mein Leben einwirken“. (4) Wer so fragt, muss sich nicht wundern, wenn das Ergebnis lautet: Religion ist auf dem Rückzug. 

Vielleicht hätte man fragen können: Was haben Sie bei der letzten Hochzeit, Taufe, Beerdigung erlebt, die Sie in der Kirche mitgefeiert haben? Oder wie war die Konfirmationsfeier, die Kommunionsfeier, zu der Sie eingeladen waren? Wie war es beim ökumenischen Pfingstgottesdienst? Wie war es beim Motorradgottesdienst?

Die Theologin Isolde Karle hält fest: “Selbst wenn Religion nicht mehr besonders nachgefragt würde, kann die Konsequenz der Kirche nicht darin bestehen, fürderhin von Religion Abstand zu nehmen. Das Christentum ist eine Schriftreligion wie das Judentum. Das Judentum hat nie danach gefragt, welche Resonanz es erfährt, sondern war und blieb in Diaspora und Verfolgung Schriftauslegungsreligion. Anders gäbe es das Judentum längst nicht mehr.[ …] Das kirchliche Christentum sollte von dieser mutigen Konsequenz lernen. […] Ohne eine ansprechende religiöse Kommunikation hat die Kirche keine Zukunft. In der Corona-Krise war es nicht zuletzt ein Problem, dass die Kirche nicht religiös auf die Krise zu reagieren wusste.”

Gottes Wort und Sakrament

Vielleicht sollten wir uns erinnern, was Kirche ausmacht. Im Augsburger Bekenntnis von 1530, das nach wie vor Gültigkeit hat und auf das hin Pastorinnen und Pastoren, aber auch Bischöfinnen und Bischöfe verpflichtet werden, heißt es in Artikel 7: “Es wird gelehrt, dass allezeit eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muss, die die Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden.” Damit wären wir wieder beim Eingangsvotum: “Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Christus Jesus!” (1. Kor 3,11)

Zusammenarbeit vor Ort

Dass es neben dem Einsatz in der eigenen Gemeinde auch eine Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg und in der Region geben muss, steht, denke ich, für keinen in Frage. Es könnte sicherlich mehr passieren, als es im Augenblick der Fall ist. Aber unser Licht unter den Scheffel stellen müssen wir auch nicht. Ich erinnere an die gemeinsamen lutherischen Gottesdienste zum Buß- und Bettag abwechselnd in der Bethlehem- und in der Gustav-Adolf-Kirche. Zum Neujahrstag treffen sich Lutheraner, Reformierte, Baptisten und Gemeindeglieder aus der Neuapostolischen Kirche in einer Kirche zu einem gemeinsamen Gottesdienst. Himmelfahrt feiern Lutheraner und Reformierte zusammen. Und Pfingsten sind wir Christen alle gemeinsam auf dem Marktplatz. 

Ich werde es in den letzten Monaten meines Dienstes wohl nicht mehr erleben, dass es weiterführende Aktivitäten gibt. Ich wünsche es Euch schon, dass Ihr weiter zusammenrückt. 

Allein geht die Stimme einer einzelnen Kirchengemeinde im Sammelsurium gesellschaftlicher Stimmen und im Gewirr der stetig sich abwechselnden landeskirchlichen Zukunftsplanungen unter. Gemeinsam aber werdet Ihr stark sein.

Ich wünsche der Bethlehemkirche, ich wünsche allen anderen Gemeinden Gottes reichen Segen - das ist mein Geschenk zum Kirchweihtag. Eines ist und bleibt gewiss: Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Christus Jesus! (1. Kor 3,11)

Anmerkungen

(1) Isolde Karle, Religion am Ende? Praktisch-theologische Anmerkungen zur sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung - zu finden über https://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt - Archiv - Suche nach der Autorin

(2) Wie hältst Du’s mit der Kirche? Zur Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft Erste Ergebnisse der  6. Kirchenmitgliedschafsuntersuchung - Herausgegeben von der Evangelischen Kirche  in Deutschland (EKD, S. 66

(3) Frage 50. Typen des Glaubens an Gott und höhere Mächte 

(4) Frage 59. (l-o) Religiöse Wirksamkeitserfahrungen

Theologie, die von Kirche her und auf Kirche hin denkt - Teil 3

Bei der Beschäftigung mit der 6. Kirchenmitgliedschafsuntersuchung stieß ich auf einen Aufsatz von Ulrich Körtner und Jan-Heiner Tück (1) “Es braucht eine Theologie, die von Kirche her und auf Kirche hin denkt” (2). Die beiden Autoren setzen sich kritisch mit der Studie auseinander. Die Autoren halten fest: „Der epochale Säkularisierungsprozess lässt sich weder durch Aktionismus noch durch Schönfärberei aufhalten. Entschleunigung und vertieftes theologisches Nachdenken sind angesagt.“ 

Soziale Reichweite versus religiöse Reichweite

Wie Isolde Karle diskutieren die beiden Autoren die steile These, die aus der Befragung abgeleitet wurde, dass die “soziale Reichweite der Kirche heute wesentlich größer als ihre religiöse Reichweite” (3) sei. Auch wenn diese Aussage an dieser Stelle nicht ausdrücklich auf Diakonie und Caritas bezogen wird, so steht im Raum, dass Kirchenleitungen die diakonischen Angebote ausbauen wollen, in der Annahme, darüber Menschen - also Kirchensteuerzahler - für die Kirche gewinnen oder halten zu können. Körtner und Tück führen dazu aus: “Die Befragten schätzen zwar das soziale Engagement der Kirchen. Viele erkennen aber keinen Zusammenhang mehr mit den theologischen Grundlagen diakonischer Praxis ...” 

Kirche und Diakonie

Damit treffen Körtner und Tück den Nagel auf den Kopf. Ratsuchende - nach dem Ergebnis vom KMU 6 sind es im Durchschnitt allerdings nur knapp 8% der Befragten, die Kontakt zu Diakonie oder Caritas hatten - Ratsuchende aller Konfessionen und Religionen und auch Religions- und Konfessionslose nehmen das Angebot von Diakonie und Caritas gern an, verbinden dieses Angebot aber nicht zwingend mit den verfassten Kirchen. Wenn Körtner und Tück dann sagen, dass man in den Leitbildern dieser Einrichtungen zwar noch etwas liest von “einem christlichen Menschenbild, Menschenwürde und Menschenrechten”, dass aber “dezidiert biblisch-theologische Argumente” in den Hintergrund treten, dann will ich das nicht weiter kommentieren. Wer interessiert ist, kann im Internet die These überprüfen. 

Theologie

Körtner und Tück fordern: "Was wir brauchen, ist eine akademische, von Kirche her und auf Kirche hin denkende Theologie, die sich gleichwohl nicht auf binnenkirchliche Milieus verengt, sondern den wissenschaftlichen Austausch mit anderen universitären Disziplinen sucht." 

Wenn ich mich an mein Studium erinnere, dann hat es mir neue Welten erschlossen. Dabei meine ich nicht, was ich gelernt habe - da gibt es im Lauf der Zeit immer wieder neue Erkenntnisse -, vielmehr geht es darum, wie ich gelernt habe, mich kritisch mit den theologischen und gesellschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen. Mancher Kommilitone klagte: “Das Studium macht meinen Glauben kaputt!” Dem kann ich bis heute nur entgegnen: “Nein, das Studium öffnet den Glaubenshorizont.” Ich muss verstehen, wie die biblischen Texte entstanden sind. Ich muss wissen, was sich in den einzelnen (kirchen)geschichtlichen Epochen ereignet hat. Ich muss theologische Zusammenhänge systematisch erfassen und darlegen können. 

Jede Predigt, jeder Konfirmandenunterricht, letztendlich auch jedes Gespräch setzt die Frage voraus: Was hat Gott mir, vor allem, was hat er meinem Gegenüber zu sagen? Wie kann ich beispielsweise Jugendlichen, die nur noch über ein marginales biblisches Wissen verfügen, die biblischen Geschichten näher bringen? Für Körtner und Tück entspricht dieser Gedanke dem “religionssoziologischen Befund, wonach Religiosität und Kirchenzugehörigkeit viel enger zusammengehören als bislang gedacht”. Wenn ich das biblische Fundament nicht mehr kenne, dann weiß ich auch nicht, warum ich Mitglied einer Kirche sein soll. 

Agenda der Kirchen

Leider verfolgen die Kirchen eine andere Agenda; auch das haben Körtner und Tück im Blick: Asyl, Migration und Klimaschutz - aktuell: Aufarbeitung des Missbrauchsskandals auch in der evangelischen Kirche - stehen ganz oben auf der Agenda der Kirchen. In Teilen können sie mit dieser Thematik Menschen ansprechen, aber die Kirchenaustrittswelle rollt davon unbeeindruckt weiter. Solange Gott nur noch eine unbestimmte Chiffre ist, ggf. ein “Moralverstärker”, lassen sich Menschen nicht länger beeindrucken. (ähnlich Körtner und Tück). 

Wenn die verfassten Kirchen theologisch nicht deutlich machen können, was ihr eigentliches Fundament ist, werden sie sich schneller auflösen als ihnen lieb ist. Allerdings bedeutet das nicht das Verschwinden der lutherischen Kirche. Das Augsburger Bekenntnis sagt klipp und klar, dass Kirche sich da ereignet, wo das Evangelium rein gepredigt wird. Es wird immer Menschen geben, die sich in diesem Sinn um das Verständnis des Evangeliums bemühen, wie es im Ersten und im Zweiten Testament der Heiligen Schrift bezeugt wird.

Anmerkungen

(1) Ulrich Körtner ist Ordinarius für Systematische Theologie (Reformierte Theologie) an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Jan-Heiner Tück ist Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät Universität Wien.

(2) https://www.katholisch.de/artikel/48917-es-braucht-eine-theologie-die-von-kirche-her-und-auf-kirche-hin-denkt

(3) Wie hältst du’s mit der Kirche? Zur Bedeutung der Kirche in der Gesellschaf Erste Ergebnisse der  6. Kirchenmitgliedschafsuntersuchung, Herausgegeben von der Evangelischen Kirche  in Deutschland (EKD, S. 93

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