Samstag, 3. September 2016

Lutherische Kirche im 21. Jahrhundert ...

Die nachfolgenden Zeilen verfasse ich für die Ausgabe September bis November 2017 unseres Gemeindebriefes Sprachrohr. Die zitierten Texte fand ich lesenswert. Wenn wir im Nächsten Jahr das Thema "Luthers Studien" fortführen, werden auch diese Zeilen einen Platz in der Diskussion einnahmen.

Warum die evangelische Kirche keine Pfarrer mehr braucht ...

Ein Artikel aus dem aktuellen Deutschen Pfarrerblatt hat mich nicht mehr losgelassen. Überschrieben waren die Seiten “Der Triumph der funktionalen Kirche”, und im Untertitel formulierte der Autor Christoph Bergner “Warum die evangelische Kirche keine Pfarrer mehr braucht”. Seit den 1970er Jahren, so Christoph Bergner, stärken die Landeskirchen die mittleren Ebenen, indem Kompetenzen von der Gemeindeebne abgezogen und auf der Dekanats- oder Kirchenkreisebene angesiedelt werden.

Starke Impulse in dieser Richtung brachte das 2006 initiierte Reformprogramm “Kirche der Freiheit”. Die Kirchenleitungen setzen den Fokus auf regionale Zentren, auf Profilgemeinden, auf Leuchttürme, die in die Fläche ausstrahlen sollten. Deshalb, so die Annahme der Reformer, sei es auch hinzunehmen, dass die Zahl der Kirchengemeinden und Pfarrstellen reduziert würden.

Mittlerweile regt sich Widerstand gegen solchen landeskirchlichen Reformeifer. Der Journalist Michael Hollenbach von Deutschlandradio Kultur hält fest: “Neoliberaler Zeitgeist durchzog das Papier "Kirche der Freiheit", mit dem die EKD vor zehn Jahren Aufbruchsstimmung verbreiten wollte. Doch das Experiment mit Trau- und Taufquoten, Qualitätsmanagement und Benchmarking ging gründlich schief”.

Lokale Präsenz von Kirchen und von Pfarrerinnen und Pfarrern ist für die Kirchenmitglieder absolut elementar ...

Hollenbach zitiert die Kritikerin Isolde Karle: "Es ist sicherlich sinnvoll, Leuchttürme in Großstädten zu haben und die besonders finanziell auszustatten, aber dieser Rückzug aus der Fläche, Abwertung aus den Ortsgemeinden, das war der völlige Wahnsinn. Die fünfte Mitgliedschaftsuntersuchung zeigt ganz deutlich, dass die lokale Präsenz von Kirchen und von Pfarrerinnen und Pfarrern absolut elementar ist für die Kirchenmitglieder."

Kirche ist da, wo das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden ...

Wenn lutherische Kirche im 21. Jahrhundert vor Ort präsent sein will, muss sie sich an die Ursprünge erinnern. Die Reformatoren formulierten im Augsburger Bekenntnis von 1530: “Es wird gelehrt, dass allezeit eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muss, die die Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden.”

Wir werden im Reformationsjahr 2017 - und auch in der Folgezeit - nach Wegen suchen müssen, wie wir dieses Bekenntnis in gelebte Gemeindepraxis ummünzen können. Übrigens, der Blick auf unsere Partnergemeinden in Tansania macht Hoffnung: Gottes Wort gewinnt auch heute Menschen!
Quellen:
http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt//index.php?a=show&id=4105
http://www.deutschlandradiokultur.de/zehn-jahre-impulspapier-kirche-der-freiheit-mit-viel-pathos.1278.de.html?dram:article_id=358310