Predigt am Sonntag Jubilate – 25.04.2021
Am 18.04.2021 hätte die evangelische Kirche daran erinnern können, dass vor genau 500 Jahren Martin Luther sich auf dem Reichstag zu Worms weigerte, seine Schriften zu widerrufen. Aus was für Gründen auch immer ging dieses Ereignis mehr oder weniger unter. Dabei ist Luthers Position durchaus geeignet, Impulse für die gegenwärtig anstehenden Diskussionen zu geben, nicht allein im Raum der Kirche, sondern auch in der politischen Debatte:
„… wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde, denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, dass sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“ (Dt. Reichstagsakten, Jüngere Reihe, Band II, n. 80, S. 581–582; zitiert nach https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_...)
Da ich am 18.04. selbst nicht predigte, nahm ich das Thema am 25.04. auf. Gleichzeitig komme ich in der Predigt auf das Schweigen der großen Kirchen in der gegenwärtigen Coronakrise zu sprechen. Als Predigttest habe ich den Marginaltext Jesaja 43,14-21 gewählt.
Predigt und Gottesdienst können auf meinem YouTube-Kanal angesehen werden.
https://youtu.be/K1seFno9cS0?si=Vfg83v-6Oq_gJoD5&t=854
Der Link verweist auf den Anfang der Predigt.
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Transkript von YouTube
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Der Friede Gottes und die Liebe unseres Herrn und Heiland Jesus Christus und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns alle. Amen
"Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen."
Dieser Martin Luther zugeschriebene Satz, liebe Gemeinde, war zumindest einmal hier bei uns in Deutschland der evangelisch-lutherischen Kirche wohl bekannt. Jeder hätte sofort erklärt: Das hat Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms gesprochen. Er war vor den Kaiser und die kirchlichen Vertreter zitiert worden, weil er seine Schriften widerrufen sollte.
Wissen Sie, wann das war? - Das wissen die wenigsten. Das war am 18. April 1521, also letzten Sonntag vor genau 500 Jahren. Luther hatte diesen Satz so nicht gesagt auf dem Reichstag. Heute würden wir sagen: Die Pressestelle, die Öffentlichkeitsarbeitsstelle in Wittenberg, hatte diesen Satz in seine Rede eingeschoben, weil er so markig klang.
Ich lese einmal vor, was er gesagt hat: “Wenn ich nicht durch Zeugnis der Schrift und klare Vernunftgründen widerlegt werde, denn weder dem Papst noch den Konzilien alleine glaube ich, da es feststeht, dass sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der Heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in Gottes Wort. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil gegen das Gewissen etwas zu tun, weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir. Amen.”
“Zeugnis der Schrift” und “klare Gründe der Vernunft”
Durch das “Zeugnis der Schrift” und durch “klare Gründe der Vernunft”, das war Luthers Basis, auf der er seine Schriften verfasst hatte. Und das war die Basis, auf der er mit Kaiser und kirchlichen Vertretern diskutieren wollte. Aber die wollten es nicht!
Das macht die Antwort des Kaisers sehr deutlich. Er beruft sich darauf, dass er aus einem christlichen Hause kommt und dass die Lehren doch seit hunderten von Jahren und anderthalbtausend Jahren Bestand haben. Und er schreibt: “Es ist sicher, dass ein einzelner Bruder in seiner Meinung irrt, wenn dieser gegen die ganze Christenheit steht, wie sie seit mehr als 1000 Jahren und heute gelehrt wird, denn sonst hätte sich die ganze Christenheit heute und immer geirrt.” Das war die Antwort des Kaisers, die auch gleichzeitig für die kirchlichen Vertreter aus Rom stand, natürlich.
Offensichtlich hat er sich geirrt, haben die sich geirrt, denn sonst wären wir nicht heute hier und würden diesen Gottesdienst feiern.
Doch auf das, was Luther sagte, “Zeugnis der Schrift”, “klare Vernunftgründe”, konnte und wollte man damals offensichtlich überhaupt nicht eingehen, man verweigerte das Gespräch.
Ausgefallen - 500 Jahre Worms
Ich gebe zu, dass es mir völlig unverständlich ist, warum dieses Ereignis bei uns in der evangelischen Kirche so sang- und klanglos letztes Wochenende, überhaupt die Zeit davor, untergegangen ist. Haben Sie etwas gehört? (Zwischenruf: In Worms!) - Ja, die in Worms haben noch was gemacht, aber das wars dann auch. Haben Sie etwas von unserer Kirchenleitung gehört in Hannover? Haben Sie was von unserer örtlichen Kirchenleitung gehört?
Ich habe nachgeforscht: Regionalbischof, früher war das der Landessuperintendent, Brandi, Stade, hat was geschrieben. Das war die einzige Sache, die ich auf der Internetseite der Hannoverschen Landeskirche gefunden habe. Dazu kamen zwei Artikel bei uns in der Meppener Tagespost, die aber dann von anderen Ereignissen berichteten, nicht hier bei uns.
Also ich gebe zu, es ist mir ein völliges Rätsel, wie das so völlig untergehen konnte, überhaupt kein Ansatz, es in die Öffentlichkeit zu bringen.
Schweigen der Kirchen - auch in der Coronakrise
Und noch etwas anderes beschäftigt mich. Auch das hat was mit Schweigen zu tun, dass unsere Kirche, aber das ist dann auch gemeinsam mit der katholischen Kirche, dass unsere Kirche offensichtlich nicht in der Lage ist, zur aktuellen Krise, zur aktuellen Corona-Krise, zur Epidemie irgendetwas zu sagen, inhaltlich. Das Landeskirchenamt begleitet uns relativ ordentlich, wenn es darum geht, die staatlichen Vorschriften auszulegen, auf uns anzuwenden. Das will ich nicht in Abrede stellen. Und das hat schon die ganze Zeit gut geklappt. Aber eine Einschätzung, was denn vielleicht auch theologisch zu unserer Krise zu sagen ist - vielleicht auch mal in dieser Gesellschaft zu fragen, weshalb kommt so etwas, weshalb kommen wir nicht zurecht, weshalb ist es in der Politik hüh und hott und jenes und dieses, aber keine Linie …
Es ist aus meiner Sicht ein absolut beredtes Schweigen. Es ist offensichtlich nichts da, was unsere Kirche vortragen könnte. Dass Corona keine Strafe Gottes ist, ja, das hatten sie relativ schnell unisono in allen Kirchen gesagt; das will ich nicht unbedingt so aufgreifen, aber total abwegig wäre so ein Gedanke, den man ja auch entwickeln könnte und über den man weiter käme, wäre er nicht.
Predigttext Jesaja 43
Und das hat auch etwas mit dem Predigttext zu tun, der für diesen Sonntag mit vorgesehen ist, aus dem Alten Testament, aus dem Propheten Jesaja 43. Kapitel. Es ist natürlich auch wieder einer der Marginaltexte, die nicht so im Mittelpunkt stehen.
“So spricht der Herr, euer Erlöser, der Heilige Israels: um euretwillen habe ich nach Babel geschickt und habe die Riegel eures Gefängnisses zerbrochen und zur Klage wird der Jubel der Chaldäer. Ich bin der Herr, euer Heiliger, der ich Israel geschaffen habe, euer König.”
Babylonisches Exil
Man muss ein bisschen in die Geschichte gehen, um diesen Satz zu verstehen. Babylonisches Exil - ich denke, der Begriff ist Ihnen soweit bekannt, darüber habe ich auch schon oft gesprochen: Israel hatte Gottes Weg verlassen, hatte gemeint, mit Großmächten sich anlegen zu können, zuerst mit den Assyrern, dann mit den Babyloniern. Sie hatten diesen Krieg verloren, die politischen Allianzen waren kaputt gegangen, die Babylonier hatten den Tempel in Jerusalem zerstört und die Oberschicht nach Babylon deportiert. Und dort mussten sie 70 Jahre im Exil, durchaus auch in der Unterdrückung, leben. Wobei sie ihr religiöses Leben weiter gestalten konnten. So, diese 70 Jahre waren vorbei und der Perserkönig Kyros war gekommen, hatte Babylon angegriffen und hatte die Macht genommen. Und Kyros war relativ judenfreundlich - und ließ dann Israel auch, soweit sie das wollten, wieder zurück. In diese Zeit hinein spricht der Text.
Gott handelt
Die Propheten sagen: “Das ist nicht alles Zufall, das ist nicht nur alles Politik, das ist nicht nur alles Schicksal, sondern hier handelt Gott!” Und das sagt der Prophet hier. “So spricht der Herr: Um euretwillen habe ich nach Babel geschickt und habe die Riegel eures Gefängnisses zerbrochen.” Es war Kyros, ja klar, aber in Gottes Auftrag. Gott ist der Lenker der Geschichte, Gott nimmt die Mächtigen und führt sie zu dem Ziel, wo er es möchte. Der Jubel der Chaldäa über Israel, der Jubel, alles gewonnen zu haben, ist zerbrochen in Klage. “Ich bin der Herr, euer Heiliger, der ich Israel geschaffen habe, euer König.”
Das ist das prophetische Bekenntnis zu Gott. Gott steht über uns, Gott hat die Fäden der Geschichte in der Hand, Gott lenkt uns; nicht als Marionetten, aber er hat ein Ziel mit uns. Und er macht das, ohne dass wir uns darum bemühen müssen.
Ein kurzer Abschnitt nach unserem Predigttext: “Nicht, dass du mich gerufen hättest, Jakob, oder dass du dich um mich bemüht hättest, Israel. Du hast mir viel Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretung um meinetwillen und gedenke deine Sünden nicht mehr.”
Ganz glasklar spricht Gott hier die Übertretung Israels an, dass sie eben nicht auf seinem Weg gewesen sind, dass sie nicht nach seinem Wort gefragt haben, dass sie ihn haben links liegen lassen. Gottesdienste - ja, die haben wir noch gefeiert, schöne Opferfeste im Tempel, aber im Alltag, was hat Gott da zu suchen? Da zählt die Macht, da zählt die Politik, da zählt das Geld. Der Rest ist für den Tempel.
Gott sagt: “Ich tilge das um meinetwillen. Erinnere mich”, sagt Gott weiter zu Israel, “lasst uns miteinander rechten, führ doch einfach mal auf, was du getan hast, wie du gelebt hast. Du willst ja recht haben, du meinst ja schon, zu Unrecht im Exil zu sein: Erinnere mich, lass uns miteinander rechten. Zähl alles auf, damit du recht bekommst. Versuch's doch!”
“Schon dein Ahnherr hat gesündigt und deine Wortführer sind von mir abgefallen, darum, darum habe ich die Fürsten des Heiligtums entheiligt und Jakob dem Bann übergeben und Israel dem Hohn.” Das, was als Katastrophe in Israel passiert war, die vernichtenden Niederlage gegen die Assyrer und Babylonier, das, sagt der Prophet, war Gottes Werk. Zumindest ansatzweise könnte man darüber nachdenken, ob Corona auch etwas mit einem Gericht, einer Vergeltung, mit etwas zu tun hat, zu dem, wie wir leben.
Jüdisches und christliches Glaubensfundament
Gott erinnert dann an das, was er mit Israel getan hat, wohin er Israel geführt hat, damals aus Ägypten. Das ist das Urekenntnis Israels. So wie wir unser Glaubensbekenntnis sprechen, “ich glaube an Gott den Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde, Jesus Christus, auferstanden von den Toten, der Heilige Geist, der uns bewegt”, so sagt Israel: “Gott hat uns aus Ägyptenland, aus dem Haus der sklaverei geführt in die Freiheit.”
“So spricht der Herr, der im Meer einen Weg und im starken Wasser Bahn macht, der ausziehen lässt Wagen und Rosse, Heer und Macht. Da liegen sie, stehen nicht wieder auf, sind verglüht wie ein Docht, erloschen.” Das ist die Hinausführung durch das Rote Meer, das sich spaltet, die Israeliten hindurch, die Ägypter mit Maus und Mann tot.
Siehe, ich will Neues schaffen ...
Der nächste Vers ist auch in den Kommentaren, ich habe tatsächlich mir die Kommentare zu diesem Text noch einmal angeguckt, sehr umstritten: “Denkt nicht an das Frühere, achtet nicht auf das Vorherige” - das passt irgendwie nicht, aber ich komme gleich nochmal drauf - “denkt nicht an das Frühere, achtet nicht auf das Vorherige, denn siehe” - darauf kommt es jetzt an, das will Gott seinem Volk sagen, deshalb hat er die Riegel der Knechtschaft, der Sklaverei zerbrochen - “denn siehe, ich will Neues schaffen, jetzt wächst es auf. Erkennt ihr es denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde, das Wild des Feldes preist mich, die Schakale und Strauße, denn ich will in der Wüste Wasser und in der Einöde Ströme geben, zu tränken meinem Volk, meine Auserwählten, das Volk, das ich mir Bereitet habe, soll meinen Ruhm verkündigen.”
Gott will etwas Neues wachsen lassen, auch nach Katastrophen. Wenn Gott uns vernichten, wenn Gott uns strafen wollte, wäre schon lange mit uns aus. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Bibel, Ersten und Zweiten Testamentes: Gottes Gnade, Gottes Zuspruch, Gottes Neuanfang. “Ich versuche es noch einmal mit euch, merkt erst er nicht? Das Wild des Feldes, die Schakale und die Strauße, die kriegen es mit. Aber mein Volk Israel …” - Frau Werner hat den Wochenspruch erwähnt, der passt hier an dieser Stelle aber so richtig: Ist jemand in Christus, ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden - das will Gott, Gott will uns Zukunft schenken, Gott will seiner Kirche, seinen Kirchen, seinen Christen Zukunft schenken. “Siehe, ich will Neues schaffen”.
Siehe, ich will Neues schaffen - Zusammenarbeit der Konfessionen in Meppen
Es gibt dieses Neue, auch in und unter unseren Konfessionen - ich denke, einige von Ihnen haben die Videos zu Karfreitag und Ostern und Gründonnerstag, die wir gemeinsam hier in Meppen mit unseren Kollegen aufgenommen haben, gesehen. Freitag hat mir wieder eine Konferenz. Jeder von uns weiß, warum er evangelisch und warum er katholisch ist. Da wird auch nicht drum rum diskutiert, das ist so. Wir sind in diesen Traditionen groß geworden und wir wissen auch um unsere Vergangenheit. Aber wenn es darum geht, gemeinsam in dieser Stadt etwas zu bewirken, gemeinsam einen Gottesdienst zu planen, gemeinsam für Sie, für uns alle da zu sein, dann versuchen wir ganz ernsthaft als Christen gemeinsam diesen Weg zu gehen. Es gibt immer wieder kleine Ausrutscher, okay damit kann man und muss man leben, aber jeder unterstellt dem anderen, dass er unter Gottes Segen seinen Dienst tut, dass er für Gottes Wort eintritt, dass wir uns gemeinsam bemühen, Christen in dieser Welt zu führen, zu leiten und miteinander auf dem Weg zu sein.
Wenn das Zukunft ist, wenn Gott etwas Neues wachsen lassen will, Christen miteinander, dann dürfen wir durchaus an Jubiläen wie 500 Jahre Worms erinnern. Das muss nicht auf Kosten der anderen gehen, sondern das, was Luther damals gesagt hat, das “Zeugnis der Schrift” und “klare Vernunftgründe", das wäre doch auch etwas, was heute zum Tragen kommen müsste. Christen müssen nicht an der Kirchentür oder sonstwo ihren Verstand, ihre Vernunft abgeben.
Noch einmal Martin Luther: Zeugnis der Schrift und klare Vernunftgründen
Ich bin durch die Stellen der Heiligen Schrift, sagt Luther, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in Gottes Wort. Es ist nicht nur einfach, weil er sich das eingebildet hat, weil er sich das ausgedacht hat, weil er meint, es ist ja so schön, mal gegen die Kirche zu opponieren, nein. Gottes Wort sagt mir: Aus Glauben werde ich gerecht, Gott nimmt uns an, weil wir seine Kinder sind, Gott schenkt Israel immer wieder eine neue Hoffnung, eine neue Zukunft, weil er sich dieses Volk auserwählt hat, das steht in der Heiligen Schrift, das ist Gottes Wort und das können wir mit klarem Verstand ergründen. Die Antwort des Kaisers macht deutlich: Er hat es nicht verstanden. “Es ist sicher, dass ein einzelner Bruder in seiner Meinung irrt, wenn diese gegen die ganze Christenheit steht, wie sie seit mehr als 1000 Jahren und heute gelehrt wird. Denn sonst hätte die ganze Christenheit bis heute geirrt.”
“Ja, so ist das aber dann auch, wenn ich nicht durch das Zeugnis der Schrift und klare Vernunftgründen überzeugt werden kann und werde ich nicht widerrufen. Hier stehe ich ich kann nicht anders.”
Wenn das Position der lutherischen, wenn das Position der evangelischen Kirchen wäre, wenn das überhaupt Position der Kirchen wäre in der Welt - evangelisch und katholisch - dann wäre der 500. Jahrestag des Reichstages nicht sang- und klanglos untergegangen. Und da hätten Kirchen in der Coronakrise auch etwas inhaltlich zu sagen. Wir müssen nicht unbedingt von Strafe reden, aber dass diese Coronakrise ein Weckruf ist, ein Aufruf, unser Leben zu überdenken - wo stehen wir, was haben wir vor uns, was gibt Gott uns - ich denke, das wäre jetzt dran. Das hat Jesus auch gesagt, als er auftritt: “Das Himmelreich ist nah herbeigekommen. Tut Buße, kehrt um.”
Que esta Iglesia sea un Arbol
Bevor Herr Detlau-Keire und ich das nächste Lied vortragen, will ich einmal auf sein Eingangsstück zu sprechen kommen, ganz kurz. Das Lied heißt spanisch “Que esta Iglesia sea un Arbol” Ich weiß nicht, ob ein Spanier das verstanden hätte, ich übersetze es gleich:
Möge diese Kirche wie ein Baum hinter deinem Haus sein, dort in deinem Garten, Treffpunkt für Freude und ein Fest, ein einfaches Gebet unter seinen Zweigen. Mit Wurzeln in der so fruchtbaren Erde und Zweigen, die hoch zum Himmel emporragen, möge diese Kirche Früchte der Gerechtigkeit tragen, Taten der Liebe und des Mitgefühls. Ein Baum, der sein Wachstum empfängt durch lebendiges Wasser, das ewig aus Gott herausgeht.
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus, Amen.
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Notizen für die Predigt:
“Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen.” Diese Worte werden Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms zugeschrieben. Wissen Sie wann das war? 18. April 1521. Wittenberger Pressestelle.
„… wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde, denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, dass sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“
In einer schriftlichen Erklärung berief sich der Kaiser am nächsten Tag auf seine Herkunft aus einem altgläubigen Geschlecht, gegenüber anderthalbtausend Jahren kirchlicher Tradition könne ein einzelner Mönch nicht Recht haben: „Es ist sicher, daß ein einzelner Bruder in seiner Meinung irrt, wenn diese gegen die der ganzen Christenheit (steht), wie sie seit mehr als tausend Jahren und heute gelehrt wird, … denn sonst hätte ja die ganze Christenheit heute und immer geirrt.“
Worms Rheinland-Pfalz.
Das Schweigen der Kirche, der Kirchen zur Coronapandemie. Einig war man sich nur sehr schnell: Corona ist keine Strafe Gottes.
14 So spricht der HERR, euer Erlöser, der Heilige Israels: Um euretwillen habe ich nach Babel geschickt und habe die Riegel eures Gefängnisses zerbrochen, und zur Klage wird der Jubel der Chaldäer. 15 Ich bin der HERR, euer Heiliger, der ich Israel geschaffen habe, euer König.
22 Nicht, dass du mich gerufen hättest, Jakob, oder dass du dich um mich gemüht hättest, Israel. … Du hast mir Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. 25 Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.
26 Erinnere mich, lass uns miteinander rechten! Zähle alles auf, damit du recht bekommst! 27 Schon dein Ahnherr hat gesündigt, und deine Wortführer sind von mir abgefallen. 28 Darum habe ich die Fürsten des Heiligtums entheiligt und Jakob dem Bann übergeben und Israel dem Hohn.
16 So spricht der HERR, der im Meer einen Weg und in starken Wassern Bahn macht, 17 der ausziehen lässt Wagen und Rosse, Heer und Macht – da liegen sie, stehen nicht wieder auf, sind verglüht wie ein Docht, erloschen:
18 Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige!
19 Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde. 20 Das Wild des Feldes preist mich, die Schakale und Strauße; denn ich will in der Wüste Wasser und in der Einöde Ströme geben, zu tränken mein Volk, meine Auserwählten; 21 das Volk, das ich mir bereitet habe, soll meinen Ruhm verkündigen.
„Ist jemand in Christus, so ist eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“
Siehe, ich will ein Neues schaffen … Zusammenarbeit der Pastores in Meppen. - “Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige!” - Nicht die lutherische Sache gegen die Katholiken. Aber dass da einer aufgestanden ist und gegen Willkür in der theologischen Auslegung der Heiligen Schrift aufbegehrte, das will ich festhalten, das will ich würdigen. Zweimal beschreibt Luther, wie er die Beschäftigung mit der Bibel erlebt.
“... ich bin durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes …”
„Es ist sicher, dass ein einzelner Bruder in seiner Meinung irrt, wenn diese gegen die der ganzen Christenheit (steht), wie sie seit mehr als tausend Jahren und heute gelehrt wird, … denn sonst hätte ja die ganze Christenheit heute und immer geirrt.“
“... wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde …”,
Wenn das Position in der lutherischen, in der evangelischen Kirche wäre, dann hätte sie den 500. Jahrestags des Reichstages zu Worms nicht so sang- und klanglos verstreichen lassen, und dann hätte diese Kirche auch etwas zu sagen zur Coronapandemie. Ein Weckruf.
Bevor wir das nächste Lied singen, will ich Ihnen den Titel des musikalischen Orgelvorspiels nennen, mit dem Herr Detlau-Keire den Gottesdienste eröffnete: Que esta Iglesia sea un Arbol -
Möge diese Kirche wie ein Baum hinter deinem Haus sein, dort in deinem Garten, Treffpunkt für Freude und ein Fest, ein einfaches Gebet unter seinen Zweigen. Mit Wurzeln in der so fruchtbaren Erde und Zweigen, die hoch zum Himmel emporragen, möge diese Kirche Früchte der Gerechtigkeit tragen, Taten der Liebe und des Mitgefühls. Ein Baum, der sein Wachstum empfängt durch lebendiges Wasser, das ewig aus Gott entspringt.